ich möchte mal von meinen ersten Eindrücken berichten.
Ja, ich war einer der Verrückten, die sich das Gefährt gegönnt haben.
Nach dem ich 14 Tage lang alle Youtube Berichte studiert habe, habe ich einen Vorführer aus dem Ruhrgebiet gekauft.
Die Überführung
Die Heimreise über die Landstraße habe ich in dem Sparmodus EcoPro gemacht. Dieses ist der Sparmodus, der eine höhere Reichweite haben soll. Dafür beschleunigt er nicht so stark. Was soll ich sagen: Das war mir für den Anfang schon schnell genug.
Als "Wiedereinsteiger" (vor 7 Jahren mit dem Aprilia Atlantic 500 aufgehört) musste ich mich erst mal wieder an das Fahren gewöhnen.
Was in der ganzen Online Werbung nicht gezeigt werden kann ist was für einen wahnsinnigen Spass die Kiste macht. 72Nm ohne Leistungsloch, dass kann man nicht oft genug sagen. Grade hier muss ich mich persönlich extrem bremsen. Wettrennen an der Ampel gewinnt man zwar immer, die kommen aber nicht gut an. Ich verkneife sie mir jetzt auch, wegen der Gefahr. In den letzten 3 Tagen (seit dem Kauf) habe ich 400 km runter gespult.
Verbrauch
Die Reichweite von 100 km kann ich bestätigen. Es macht aber auch keinen Unterschied, welchen Modus man fährt. Selbst der Dynamische Modus kann es mit ruhigem rechten Handgelenk auf 100km Reichweite bringen. EcoPro ist mir jetzt zu gefährlich, weil ich einmal fast nicht schnell genug über die Kreuzung gekommen bin. Viel Umschalten zwischen den Modi (was auch während der Fahrt möglich ist) macht meiner Meinung nach keinen Sinn. Ich glaube das mein Eigengewicht(115kg. Ich bin jetzt auf Diät), die Größe von 190cm und eine zu weite Motorradjacke mehr Einfluss auf den Verbrauch hat, als der Fahrstil.
Manko
Irgendwie Murks scheint mir die Sitzbank zu sein. Selbst, wenn ich nur mit Motorbremse verzögere (Rekuperation) rutsche ich auf der Bank nach vorne. Außerdem ist man nach den 100km auch froh, wenn man mal zwischendurch mal Pause gemacht hat.
Der Preis:
Ich denke der Preis ist ca. 3000 Euro zu hoch angesetzt. Das Teil hat einen unheimlichen FunFaktor aber trotz der guten Technik zahlt man diese 3000 Euro für den Namen.
Die Maschine findet definitiv Beachtung (manchmal auch Gespött) an den typischen Bikertreffs. Wenn sie sich nicht beobachtet fühlen stehen auch schon mal hartgesottene Biker um das Gerät.

Laufende Kosten:
Ebenso ein Erlebnis war die Anmeldung bei der Versicherung. "Machen wir mal eben" sagte der Sachbearbeiter...
3/4 Stunde und 2 Telefonate später hatte ich den Roller versichert. 87 Euro Haftpflicht und 216 Euro inclusive Vollkasko. Und das als Erstfahrzeug.
In dieser Agentur war das garantiert der Erste Roller / Motorrad mir den Leistungswerten

Wartung:
Ich frage mich wie das geht, aber der Antriebsriemen soll angeblich wartungsfrei sein.
Die Akkus haben 5 Jahre Garantie bzw. 50000 km (je nachdem was zu erst erreicht wird)
Die Akkus sollen 1500 Volladezyklen halten (wo anders las ich 3500, was ich aber nicht glauben kann)
1500 *100 km sind dann 150000km Reichweite. Und wenn es nur die Hälfte ist, scheint es immer noch gut zu sein. Man darf hier nicht vergessen, dass es die Akkus vom BMW I3 sind. Wenn der alle 50000 km neue Akkus brauchen würde, hätte sich BMW blamiert.
Bei der Wartung wird neben einer allgemeinen Durchsicht noch die Bremsflüssigkeit getauscht. Wahrscheinlich sind auch die Räder mal fällig.
Dank TCS drehen die Reifen aber nicht permanent durch. Das könnte helfen.
Die Bremsbeläge werden wenig gebraucht, weil überwiegend die Motorbremse zum Tragen kommt. Selbst beim ziehen der Bremshebel, bremst erst der Motor und erst wenn es nicht mehr reicht die Bremsbacken.
Die Infrastruktur:
Was ich anfangs nicht bedacht hatte war, dass ich eine einfache Garage habe. Die ist zwar lang, aber nicht lang genug für Roller + Auto.
Ich werde mir also wahrscheinlich noch eine Rangierhilfe zulegen. Ohne ist bei dem Schiff das "Quer stellen" vor der Hinterwand trotz Rückwärtsgang sehr aufwendig.
Technisch bedingt verwende ich maximal 10 Ampere Ladestrom. Das dauet etwas länger, aber einige technische Gegebenheiten am Hause machen das Notwendig (Akku im Keller und so)
Wo ich Anfangs Bedenken hatte, war ob ich die Maschine auch mit eigenem Solarstrom betanken kann. Was soll ich sagen: tut
Die kleine PV Anlage liefert ab 10:00 Uhr genügend Strom um den Roller zu laden. Sollte mal durch eine Wolke der Strom nicht ausreichen springt das Netz mit ein.
Der Plan ist: 3 Tage zur Firma fahren, dann einen Tag zu Hause mit Zeitschaltuhr laden. Das steigert den Eigenverbrauch und spart CO2. Die Tage variieren natürlich nach Wetter. Ich denke, dass ich ca. 50% selbsterzeugten Strom verwenden kann.
Meinen kleinen Polo (Bluemotion) gebe ich natürlich nicht her.
Fazit:
- Ich nehme einige theoretische und praktische Fahrstunden
- Vielleicht mache ich autogenes Training um ruhiger im Straßenverkehr zu werden
- Ich habe was für meine ökologische Gewissen, meinen Spieltrieb und meine technische Neugierde gemacht.
- Ich sehe Elektrofahrzeuge mit ganz anderen Augen. Auch bei 2 Rädern sehe ich hier eine große Zukunft.
Ist der Roller das Geld wert? Den Preis von 15000 Euro sicher nicht.
Gebraucht oder auf Dauer mal mit Preisnachlass mag es gehen.
Den Preis kann man sich auch wirtschaftlich nicht schön rechnen. Ich weiß nicht mal, wo der "Break Even" liegt.
Es gehört schon eine Menge Enthusiasmus, Spieltrieb und leider auch das Kleingeld dazu (So ein Lottogewinn wäre da nicht schlecht)
Ich werde den "Kleinen" so schnell jedenfalls nicht mehr abgeben.
Gruß Lumpf67