Kelly Controller KBS Mini Brushless

[sasch]

Hallo!

Hat wer Erfahrung mit den Mini Brushless Controllern von Kelly (KBS)? Haben die irgendwelche Nachteile gegenüber der KEB Serie?

Ich möchte meinen Elektro-Roller (1500W 72V Motor) mit einem Kelly Controller aufrüsten um mehr Power beim Anfahren zu haben.

Danke!

[MEroller]

Also, bei den größeren KEB und KBL ist gerade das Anfahren bei vermeintlich leistungsmäßig passenden Controllern äußerst mau. Die Kelly-Technikerin Fany rädt wohl nicht rein zwecks Gewinnmaximierung zu jeweils einer Nummer größer bei der Controllerauswahl, um z.B. die Anfahrstrombegrenzung nicht zu hoch ausfallen zu lassen. 72V auf nur 1500 Watt loszulassen bedeutet aber nur einen sehr geringen Strom von um maximal vielleicht 30A. Da wäre nach Liste ein KBS 72100 oder 72101 (mit Regeneration) mit bis zu 40A dauerhaft völlig ausreichend. Aber da man annehmen muss, dass Kelly recht konsequent hard- und softwaremäßig skaliert wäre gerade für ein "pimp my startup" der nächstgrößere KBS72120 / 72121 mit bis 48A dauerhaft womöglich die bessere Wahl, kostet aber auch ein paar $ mehr.
Zumindest von der Programmierung her scheinen alle Brushless Kelly Controller identisch zu sein. D.h. auf jeden Fall auch ein Programmierkabel mit bestellen, die Software kann man bei Kelly kostenlos herunterladen. Wichtig ist, dass man nicht auf den kurzfristig möglichen Strom schaut bei den Kellys, die setzen alles dran, dass dieser Strom möglichst überhaupt nie auftritt. Und mit dem "Balanced" Control Mode gehen diese Controller erfahrungsgemäß am besten, sowohl die Alternativen "Speed" und "Torque" machen grob gesagt das Gegenteil von dem, wie sie genannt werden. Zumindest bei den KBL.
Was sowohl KEB und KBS nicht können ist per CAN-Bus mit anderen Steuergeräten kommunizieren, aber das wird bei diesen kleinen Rollern eh seltenst benötigt.
Was die Kelly sehr gut können (in Verbindung mit einem brauchbaren Drehgriffsensor) ist die Lastregelbarkeit - exzellent dosierbar (gilt wiederum nur im "Balanced" Betrieb)!

[sasch]

Besten dank für die ausführliche Antwort!
Eine Frage hätte ich dazu noch und zwar wie wird der Motor geschützt wenn mann einen größeren Controller wählt. Es ist bei BLDC-Motoren in der Regel ja kein Schutz vorhanden. Ich habe da auch schon einige Beiträge über die Dimensionierung (also eher größer) hier im Forum gelesen. Besteht da nicht auch die Gefahr, dass irgendwann der Motor nicht mehr mitmacht wenn ich dem zu viel Strom gebe? Oder wird dann einfach nach oben mittels Config begrenzt und unten ist dann mehr Leistung vorhanden, vor allem mit dem Power-Button-Funktion?
Mein Ziel ist ja gerade das schwache Anfahrmoment vom aktuell verbautem China-Controller weg zu bekommen.

[ptar]

Mein Ziel ist ja gerade das schwache Anfahrmoment vom aktuell verbautem China-Controller weg zu bekommen.

Je nach eingebautem Controller und mit passenden Akkus lässt sich das Anfahrmoment sehr leicht steigern: Beim SC-25 wird der Strom für's Anfahren über den Spannungsabfall an einem Shunt-Widerstand gesteuert.

Beim SC-25 sind das einfach zwei "dicke Drähte", siehe links auf dem Bild rechts neben den dicken Kondensatoren:

Wenn man den Shunt-Widerstand verringert, z.B. durch einen parallel gelöteten Nagel, erhöht das den Strom, den der Controller liefert.

Das ganze sollte man natürlich keinesfalls mit Bleiklötzen machen, aber LiFePos schaffen locker den höheren Strom.
Natürlich ist der Tipp komplett ohne Gewähr und die Garantie ist mit Sicherheit auch weg. Und man sollte das auch nur dann angehen, wenn man auch den Strom messen kann, den man anschließend hat (z.B. per eingebautem Strommesser). Schließlich sollte man sich noch vergewissern, dass der Controller den Strom auch liefern kann und nicht spätere Bauteile durchbrennen oder der Controller ein Temperaturproblem bekommt. Da man den Strom aber ja nur kurz für's Anfahren erhöht, sollte es theoretisch kein Problem sein. Wer aber dauernd steile Straßen hochkriecht, sollte sich diesbzgl. schon Gedanken machen.

(Ursprünglich kommt der Tipp hierher http://visforvoltage.org/forum-topic/mo ... omment-745 für eine Beschreibung für den E-Max)

[sasch]

Interessante Geschichte!
Das Risiko ist aber groß, dass ich bei den Versuchen den Controller abheize (so wie es ja auch einen Kollegen im Forum aus dem Link gegangen ist). Dann kann ich mir gleich einen Kelly mit entsprechender Leistung kaufen. Noch dazu sind die Bauteile von meinem Controller sicher nicht für den Dauerbetrieb mit erhöhter Leistung ausgelegt.
Wenn nur der damit fährt der den Eingriff gemacht hat ist das eventuell kein Problem, mann muss halt mit dem Gasgriff etwas sachte umgehen, wenn aber auch mein Sohn damit fährt, und das ist in ein paar Monaten der Fall, dann heizt er mir das Ding sicher ab.

Ich tendiere aktuell zu einem Kelly KEB72330.

[MEroller]

Eine Frage hätte ich dazu noch und zwar wie wird der Motor geschützt wenn mann einen größeren Controller wählt. Es ist bei BLDC-Motoren in der Regel ja kein Schutz vorhanden. Ich habe da auch schon einige Beiträge über die Dimensionierung (also eher größer) hier im Forum gelesen. Besteht da nicht auch die Gefahr, dass irgendwann der Motor nicht mehr mitmacht wenn ich dem zu viel Strom gebe? Oder wird dann einfach nach oben mittels Config begrenzt und unten ist dann mehr Leistung vorhanden, vor allem mit dem Power-Button-Funktion?
Mein Ziel ist ja gerade das schwache Anfahrmoment vom aktuell verbautem China-Controller weg zu bekommen.

Das ist ganz einfach bei den Kellys: Man kann den maximalen Batteriestrom UND separat davon auch den maximalen Motorstrom limitieren, in % des maximalen Kurzzeitstroms. Der Anfahrstrom sollte davon nur berührt werden, wenn man diese Grenzen zu niedrig setzt. Von der Power Funktion würde ich die Finger lassen, denn wenn man das in der Software aktiviert, wird bei nicht gedrücktem Power-Knopf nur der halbe Strom (also nur ca. 1/4 des maximalen Nennstroms!) auf den Motor losgelassen. Das würde also nur Sinn machen, wenn der Controller doppelt bis dreimal so groß ist als der Motor brauchen würde, dann wäre das normale Fahren aber wahrscheinlich schon genügend Kraftvoll. Und nur wenn dann der Power Knopf gedrückt wird, dann lässt der Controller angeblich den Maximalstrom seiner Spezifikation auf den Motor los. Ob der das dann aushält ist fraglich, und der Spuk hört nach kurzer Zeit wieder auf (maximal um 1 Minute...), weil Kelly einige Schutzzäune um ihre Controller rumbauen.
Also, am besten einen Cotnroller der kräftig genug ist für standesgmäßes Anfahren im Rahmen des für den Motor noch nicht ungesunden, im Balanced Modus, und den Batteriestrom und ggf. den Motorstrom auf eine gesundes Maß drosseln.
KEB72330 könnte passen, aber das Gehäuse ist größer als bei den KBS. Da müsste man sicherstellen, dass das Tier auch reinpasst... Das passende Hauptanschlusskabel für J2 liegt dem Controller bei und ist alles eindeutlich gekennzeichnet, wobei die Drähte nur einen knappen Meter lang sind und ggf. verlängert werden müssen.

[sasch]

Ok, danke! Jetzt habe ich das denke ich soweit verstanden.
Ich werde den aktuellen Controller mal ausbauen, den verfügbaren Platz prüfen und dann einen der beiden Controller bestellen (ca. 50A Nennstrom) und melde mich wieder wenn es Neuigkeiten gibt.
LG,
Sascha

[sasch]

Ok, das bestätigt dann aber auch die Aussage von MEroller, dass dann die Boost Funktion im Grunde sinnlos ist wenn der Controller richtig dimensioniert ist und dieser wirklich dauerhaft für den maximalen Nennstrom des Motors ausgelegt ist, da der Motor dann auch im Boost Modus nicht mehr aufnehmen würde bzw. kann.

[sasch]

Hi!
Jetzt hat mir Kelly den KEB72450 vorgeschlagen.
Laut diesem Hinweis auf der Kelly Homepage würde das ja passen (1,5kW x 3 = 4,5kW):
"Usually the performance will be optimized if the power of the controller is 2.0-3.0 times of the motor's. Please take this point as reference when place an order online."
Laut den technischen Daten kommt mir der schon etwas überdimensioniert vor, aber die werden dass hoffentlich schon wissen und mir nicht nur einen größeren Controller verkaufen wollen.
Hat wer von euch schon praktische Erfahrungen damit?

[MEroller]

Mein Fury wird im Moment gepimpt vom KBL72201 auf den KEB72801X, d.h. von theoretisch max. 200A auf theoretisch max. 350A, Dauer aber auch nur von 100 auf 150A. Mir geht es rein ums Anfahren, da ich den normalen Fahrstrom sowiese limitieren muss auf maximal 120 bis 140A (das wären schon knapp über 3C bei meinen 40Ah Zellen). Ich hoffe, morgen etwas mehr berichten zu können von Erfolg oder Miserfolg der Umbaumaßnahme. Für Beschleunigungsmessungen braucht es aber noch länger, wahrscheinlich eher bis zum Frühjahr, wenn es wieder wärmer wird, sonst kann ich nicht wirklich verlgeichen mit meinen alten Messungen.
Der KEB72450 erscheint schon als massiver overkill für den armen 1500W Motor. Klar ist natürlich, dass Kelly an den stärkeren Controllern auch mehr verdient, daher ist Fanys Rat zur gar Verdreifachung schon mit etwas Vorsicht zu genießen, bei mir riet sie noch zur Verdoppelung Ich würde es eher beim KEB72330 belassen. Unterschätzen sollte man die Kelly Controller auch nicht, mein bisheriger hat auch schon teils bis zu fast 160A aus dem Akku gezogen, ganz ohne Power Knopf. Und das trotz Begrenzung des Batteriestroms auf 70% von 200A, sprich 140A. Rein die Anfahrstrombegrenzung ist der Pferdefuß bei den Dingern, und wenn dieser mögliche Anfahrstrom zu sehr nach oben geht dürfte es um die gute Dosierbarkeit des Controllers auch geschehen sein, und man muss sich dann schon auf äußerst rüdes Kommutieren beim Anfahren gefasst machen, sprich das krächzt und scheppert dann fast schon, abgesehen von einem sehr ruckeligen Anlaufen.