Schiffsbrand in der Nordsee

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Markus Sch.
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Schiffsbrand in der Nordsee

Beitrag von Markus Sch. »

Auf dem Schiff sind 3000 Autos und davon sind 25 E-Autos. Auf Facebook ist ja oft eine Art Hetze gegen E-Mobilität und es wird ein E-Auto als Brandursache vermutet. Selbst wenn ein E-Auto nicht Ursache war so seien die 25 E-Autos ein Brandbeschleuniger. E-Autos seien auch nur ganz schwer zu löschen.

Die Ursache des Brandes ist wohl noch völlig unklar. Es kann auf einem Schiff viele Brandursachen geben. Sind denn E-Autos wirklich Brandbeschleuniger und können sie einen Schiffsbrand deutlich verlängern?

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rainer*
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Re: Schiffsbrand in der Nordsee

Beitrag von rainer* »

Ja, das können sie. Bei einem "Verbrenner", der verbrennt, wirs ziemlich schlagartig ziemlich viel Wärme frei - wenn ausreichend Luftsauerstoff da ist. Dann ebbt es ziemlich schnell wieder ab. Hier gibt es erprobte Verfahren, Brände einzudämmen, zu löschen oder sogar die Entstehung zu verhindern. Z.B. durch Abschottungen (Brandwände/Brandschotts), Sprinklerung des Raumes, Suaerstöffreduktion im Raum auf 17% usw.

Bei den Akkubränden zieht sich das Brandereignis länger hin (Brandwände und -schotts werden auf eine bestimmte Zeit bemessen, die sie halten müssen). Dumm gelaufen für das Brandschott.. Sprinkleranlagen liefern nur eine bestimmte Zeit und nur in einem Teilbereich der gesprinklerten Fläche Wasser bzw. Löschmittel - ausgelegt, auf das zu erwartende Brandereignis. Das hier über Stunden die Akkus benachbarter Fahrzeuge nacheinander hochgehen, bekommt ein Sprinkler nicht in den Griff. Das Gleiche gilt natürlich für Handlöscher usw. Auf einem Schiff könnte man m.E. nur den Entstehungsbrand mit hohem Wassereinsatz runterkühlen (und gleichzeitig das Wasser wieder raus lenzen).
Sauerstoff wegnehmen (abgeschlossener, dichter Raum, Löschschaum etc.), so das es nur weiter schwelt geht auch nicht, die Batterien bringen berits alle Komponenten zum Brennen selber mit.

Also ich möchte nicht auf einem Schiff sein, wenn in der Mitte von 1000den Autos ein Elektrofahrzeug das brennen anfängt - auch wenn es vielleicht von einem Benziner angesteckt wurde. Das Auto meines Bruders ging mal nachts in der Garage in Flammen auf (lt. Brandgutachter das serienmäßige Kabel zwischen Radio und cd-Wechsler im Heck). Das Feuer kann von der Batterie ausgehen, muss aber eben nicht.

Als Transportdienstleister würde ich schauen, das die Farhzeuge im Container stehen, der einzeln geflutet werden kann. Und ja, das ist sicher turer, als die Autoersteller zu zahlen bereit sind.

Die E-Autos sind weder Brandbeschleuniger noch zwingend eine Brandursache. Nur eben mit den vorhandenen Mitteln der Cargoschiffe nicht zu löschen. Die Benziner und Diesel in der Regel jedoch schon.

Markus Sch.
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Re: Schiffsbrand in der Nordsee

Beitrag von Markus Sch. »

Hier sagt ein "Experte" eher die vielen Kunststoffe in den Autos seien das Problem bei Bränden.

https://youtu.be/g5zFkRrYavk?t=652

STW
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Re: Schiffsbrand in der Nordsee

Beitrag von STW »

Gut, dass Du schon den "Experten" in Anführungszeichen gesetzt hast.

Dummerweise, wie rainer* schon schrieb, nährt sich ein Akkubrand von alleine. Da hilft kein Sauerstoffentzug, kein Löschwasser, ..., sondern nur Runterkühlen des Akkus im Wasserbad. Oder: das E-Auto gleich über Bord werfen. Bei Benzinern kann man konventionell den Kraftstoff löschen.

Kunststoff brennt zwar auch, aber ist oft genug flammhemmend ausgeführt. Ein "Kabelbrand" bei meinem Auto führte dazu, dass die Kabelisolierung wegschmauchte (trotz Batterie abklemmen) und man schön an allen Kunststoffverkleidungen, sei es Armaturenbrett oder A-Säule in Richtung Schiebedach, durch Verformung sehen konnte, wo gerade die Kabelisolierung wegbrannte. Zu einem richtigen Feuer hat es nicht gereicht, zum Totalschaden schon, denn die Feuerwehr hat das Glutnest erbarmungslos freigelegt.

Solange ein Akku also den Brand anfeuert, muss ich nicht über brennende Kunststoffteile lamentieren. Die Dinger sind ein Sekundärbrand, den man klassisch löschen könnte, würde nicht immer wieder der Akku nachfeuern.

Fazit: E-Autos auf Schiffen gehören an Deck, auf fernbedienbare Paletten, mit denen man die Fracht direkt über Bord werfen kann. Klingt gemein, ist aber besser so.
Dabei ist es völlig unerheblich, ob E-Autos eher zur Selbstentzündung neigen als Benziner (was ich nicht glaube), aber die möglichen Konsequenzen bei einem Brand sind halt eine andere Größenordnung.
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Markus Sch.
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Re: Schiffsbrand in der Nordsee

Beitrag von Markus Sch. »

Danke Rainer und STW. Ja dann kann man nur hoffen das künftig beim Schiffstransport bessere Vorsichtsmaßnahmen bei möglichen Bränden getroffen werden. Würde denn der Fahrzeugtransport in Containern als Schutzmaßnahme ausreichen? Über Bord werfen... Das wird nicht gehen weil die Fahrzeuge ja eher im Schiff stehen.

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Re: Schiffsbrand in der Nordsee

Beitrag von der niederrheiner »

Der Container reicht angeblich als Schutz nicht aus. Also der Standardcontainer. Aber man könnte den eben mal eben über Bord, Nein, nicht werfen, untertauchen sollte ja reichen. Oder direkt in eine Wanne stellen, welche im Bedarfsfalle dann eben geflutet wird.

Wo die dann stehen, das kann man ja festlegen. Viele Containerschiffe haben Kräne an Bord.


Stephan

Goggl
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Re: Schiffsbrand in der Nordsee

Beitrag von Goggl »

Frage: Wenn ein Akku leer, oder nahezu leer ist , kann der dann dennoch in Brand geraten ?
Anders rum. Ist ein entladener Akku ein Ausschluss des Brandentstehens, weil ja weniger Energie gespeichert ist ?

STW
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Re: Schiffsbrand in der Nordsee

Beitrag von STW »

Gute Frage, Goggl.

Wenn ich es recht sehe, bringen die Komponenten eines Lithiumakkus alles mit, um alleine auch ohne Sauerstoff brennen zu können. (Das kann vielleicht ein Chemiker noch mal verifizieren). Also ist das Feuer eine andere "Qualität".

Unser Brandschützer erklärt uns immer wieder (die Binsenweisheit), dass ein Elektrobrand elektrisch genährt wird. Also erstmal das RZ stromlos machen, wenn es irgendwo qualmt. Aus der Erfahrung heraus ist damit die Brandsituation dann auch beendet.
Ein (teil-)entladener Akku hat leider noch immer elektrische Energie - hat eine Zelle einen "Kurzen", dann fließt darüber Strom, es glüht, das Dingen entzündet sich wieder (und wieder). Also Akku ins Wasserbad, der entlädt sich dann weiter im Wasserbad, aber die Kühlung verhindert das Entstehen eines offenen Brandes. Die E-Autohersteller schreiben daher eine Mindestverweilzeit im Wasserbad vor (durchaus Wochen).
Ein komplett leerer Akkus brennt so gut wie seine Materialien sind, dürfte sich aber wesentlich leichter durch Kühlung mit Wasser löschen lassen bzw. der Brand im Wasserbad sofort abklingen und ist dann safe - solange niemand ein Feuerzeug dranhält.

Wenn ich defekte Modellbauakkus habe, die sich nicht mehr retten lassen, dann entlade ich die noch funktionieren Zellen langsam draußen mit einer Glühlampe, sind die dann bei 0V, dann können die gefahrlos passend entsorgt werden.
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DBuegel
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Re: Schiffsbrand in der Nordsee

Beitrag von DBuegel »

Wenn ich defekte Modellbauakkus habe, die sich nicht mehr retten lassen, dann entlade ich die noch funktionieren Zellen langsam draußen mit einer Glühlampe, sind die dann bei 0V, dann können die gefahrlos passend entsorgt werden.
Das ist aber durch das BMS nicht so einfach. Das Batterie-Managemend-System wird das versuchen zu verhintern.
Dazu müsste man den Akku "öffnen" und das ist auch schon gefährlich.

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rainer*
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Re: Schiffsbrand in der Nordsee

Beitrag von rainer* »

Markus Sch. hat geschrieben:
Do 27. Jul 2023, 14:32
Ja dann kann man nur hoffen das künftig beim Schiffstransport bessere Vorsichtsmaßnahmen bei möglichen Bränden getroffen werden.
Genau das wird jetzt passieren. Die gro0en Sachversicherer, der bei dem die Reeder von Autofrachtern oder wo VW die Autotransporte versichert, werden spätestens jetzt ihre Prämien neu kalkulieren und dazu noch entsprechende Vorkehrungen verlangen, das es nach normalen Ermessen nicht wieder zu so einem Großschadensereignis kommt. Eine Versicherung will ja verdienen, nicht ausgenommen werden.
STW hat geschrieben:
Do 27. Jul 2023, 15:45
Unser Brandschützer erklärt uns immer wieder (die Binsenweisheit), dass ein Elektrobrand elektrisch genährt wird. Also erstmal das RZ stromlos machen, wenn es irgendwo qualmt. Aus der Erfahrung heraus ist damit die Brandsituation dann auch beendet.
Dem massiven Einsatz von Flammschutzmitteln in Isolierungen und Kunstoffen bei Elektrogeräten sei Dank. Ein altes Röhrenradio im Holzgehäuse wird nicht von alleine aufhören zu brennen, wenn man den Strom weg nimmt ;-)

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